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BCKategorie 21.09.2015 09:27:53 Uhr | Themenbaum

Eine Stadt entsteht

Die Entstehung der städtischen Gemeinde

[(c): Städtisches Museum Halberstadt]

Mit der Entwicklung der Domburg verbunden ist die Entwicklung einer Stadtgemeinde. Südöstlich der Domburg entwickelte sich die Marktsiedlung zur eigentlichen Stadt Halberstadt. Noch bis zur Zerstörung 1945 blieb ihr mittelalterlicher Stadtgrundriss mit seiner charakteristischen Straßenführung und Platzgestaltung erhalten.

989 erhält der Halberstädter Bischof Hildeward von König Otto III., dem Enkel Ottos des Großen, das Markt-, Münz-, Zoll- und Bannrecht. Die Verleihung dieser wichtigen Königsrechte an den Bischof förderte die weitere Ansiedlung von Handwerkern und Kaufleuten im Schutze der bereits bestehenden Bischofsburg (Domburg) nachhaltig. Sie kann heute zu Recht als die eigentliche Geburtsurkunde der Stadt Halberstadt angesehen werden. Wenn auch nicht endgültig durch historische Quellen bewiesen, kann man aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass schon zum Zeitpunkt der Marktrechtsverleihung bereits eine kleine Handwerker- und Kaufleutesiedlung im Schutze der Bischofsburg bestanden hat. 

Halberstadt entstand, wie auch andere Städte, aus verschiedenen Siedlungskomplexen, die sich in Jahrhunderten herausbildeten. Diese wiesen Unterschiede in ihrer Wirtschafts- und Sozialstruktur auf, sowie in ihrer öffentlich-rechtlichen Zugehörigkeit. Als der Bischofssitz errichtet wurde, bestand schon eine Siedlung, nordwestlich unterhalb der Bischofsburg.
Sieht man von der Domburg ab, so sind die beiden Teile des ummauerten spätmittelalterlichen Ortes Halberstadt aus verschiedenen Elementen zusammengewachsen. Der Siedlungskern befand sich im Nordwesten der Domburg, dem sich im Osten eine Erweiterung anschloss, dazu kam das Westendorf. Diese drei Teile galten als Vogtei im weiteren Sinne, sie bildeten ein Kirchspiel. Ihre Bewohner unterstanden nicht dem Stadtrecht, sie trieben hauptsächlich Landwirtschaft. Die eigentliche Entwicklung der Stadt ging von der Marktsiedlung südöstlich der Domburg aus. Der gegen Ende des 10. Jahrhunderts errichtete Markt stellt die erste nichtagrariche Ansiedlung dar. Im Osten davon entwickelte sich im 12. Jahrhundert die Siedlung St. Paul und zu gleicher Zeit im Norden, entlang der Gröperstraße die Neustadt. Beide Siedlungen bildeten eigene Kirchspiele, ob sie jemals eigene Gemeinde darstellten ist höchst zweifelhaft, da für sie keine Bauermeister bezeugt sind. Ende des 12. Jahrhunderts, Anfang des 13. Jahrhunderts wurden sie der Marktsiedlung angegliedert und galten seitdem zusammen als Weichbild.

Das äußere Erscheinungsbild wurde insbesondere durch die 1186 erstmalig erwähnte Martinikirche geprägt. Der heutige Bau stammt aus der Zeit zwischen 1250 - 1350. Die Kirche diente nicht nur gottesdienstlichen Zwecken, sondern wurde auch als Versammlungsraum der Bürger und des Rates genutzt. 

Mit zunehmender Selbstständigkeit ihrer Bürger und ihrer Räte errangen die Städte in stetiger Auseinandersetzung mit ihren Stadtherren nach und nach in allen Bereichen Unabhängigkeit, neue Rechte und Freiheiten. Eine erste Bestätigung dieser Freiheiten und Rechte für die Stadt Halberstadt ist aus dem Jahre 1105 durch Bischof Friedrich I. erhalten. Durch den Eintritt in bedeutende Städtebünde und in die mächtige Hanse im 14. Jahrhundert erreichte die Stadt Halberstadt weitgehende diplomatische, wirtschaftliche und militärische Unabhängigkeit gegenüber dem Bischof.
Nach außen sicherte die neu entstandene Gemeinde ihr Gebiet mit einer Stadtmauer. Heute nur noch in Teilstücken erhalten, umschloss die Mauer mit ihren vier Kilometern Länge im Mittelalter das gesamte Stadtgebiet. 

Nicht zuletzt das eigene Stadtwappen demonstriert die neu entstandene Stärke der Gemeinde. Aus den "burgensis civiatis" - den (einzelnen) Bürgern der Stadt - war in Nachbarschaften und Innungen und schließlich der gesamten Stadtgemeinde fest zusammengeschlossene Bürgerschaft geworden. Sie nannte sich jetzt stolz in ihren Urkunden (1239): "Communitas Halberstadensis" - die Gemeinschaft, die Kommune (der Bürger) Halberstadts!
Zentrum dieser Siedlung waren die beiden Märkte, der Holzmarkt, 1275 erstmalig erwähnt und der 1478 erwähnte Kornmarkt 1478, seit 1784 trägt er den Namen Fischmarkt.
Zwischen diesen Marktplätzen stand das Rathaus als Verwaltungszentrum der neuen Stadtgemeine.
Nicht zuletzt ist auch der von 1433 stammende Roland als Zeichen einer erstarkenden und freien Stadtgemeinde anzusehen.

© Simone Bliemeister E-Mail