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Vom WM-Knaller zu Pauken und Trompeten
Vitrine im Foyer des Städtischen Museums wird neu bestückt
Willkommen in der Spiegelschen Kurie. Vom Wohnhaus eines Domdechanten zum Städtischen Museum
Wir möchten wir Sie einladen unser Gast zu sein und dabei gleichzeitig neugierig machen, um dieser altehrwürdigen und bedeutenden Stadt auf den Spuren ihrer Geschichte zu folgen, Ihnen erste Einblicke in das Angebot und die Vielfältigkeit der Arbeit des Museums geben und Ihr Interesse wecken, dieser alten Bischofsstadt auch einmal persönlich "Hallo" zu sagen.
Das Städtische Museum Halberstadt wurde bereits 1905 gegründet. Es befindet sich im Zentrum der alten Bischofsstadt, im Schatten des Domes auf dem Domplatz, der einst als Domburg das Machtzentrum für einen Bereich bildete, der nahezu die Größe des heutiges Bundeslandes Sachsen-Anhalt umfasste - dem Halberstädter Bistum. Mit seinen zahlreichen Bischöfen wurde das Bistum von dieser Stelle aus kirchlich regiert. Diese "Regierung" stellte das Halberstädter Domkapitel mit seinen Domherren und dem jeweils gewählten Domdechanten.
Die Giebelinschrift gibt Auskunft über die Vollendung des Hauses im Jahre 1782. Maßgeblich im barocken Stil errichtet, hinterließ gleichwohl der aufkommende Klassizismus seine ersten Spuren.
Um 1900 entstand der Gedanke, die immer reichhaltiger werdenden Sammlungen zur Geschichte der Stadt und der Nordharzregion zusammenzufügen und als ständige Ausstellungen zu konzipieren. Zur Koordinierung der erforderlichen Obliegenheiten berief der Magistrat einen städtischen Museumsausschuss.
Die geschichtliche Vergangenheit, die Architektur und die günstige Lage am Dom veranlassten die Stadt Halberstadt 1904 zum Kauf der Spiegelschen Kurie. Bereits ein Jahr später fand die feierliche Eröffnung des Städtischen Museums im Spiegelschen Palais statt.
Als erster Leiter des Museums war August Hemprich besonders mit dem Werden und Wachsen dieser Einrichtung verbunden. Als Mittelschullehrer in Halberstadt tätig, wirkte er von Anbeginn für das Museum. 1925 wurde er zum ersten hauptamtlichen Leiter berufen. Er widmete sein Leben der Erweiterung und Vervollständigung der Sammlungen.
Das Städtische Museum blieb vom Bombenhagel des 8. April 1945 nicht verschont. Wertvolle Sammlungsteile wurden zerstört, andere, vorher in "Sicherheit" gebracht, sind bis in die heutige Zeit verschollen.
Am 21. Juni 1946 erfolgte die Wiedereröffnung. In den 1950er Jahren erfolgte, auf Anweisung der SED Kreisleitung, eine immer stärkere Konzentration der Geschichtsdarstellung auf die Arbeiterbewegung und das Werden und Wachsen der sozialistischen Stadt.
Nach 1989 entwickelte sich das Museum wieder zu einem Ort, der die gesamte historische Entwicklung der Stadt und des Hochstiftes Halberstadt in seiner Gesamtheit und Bedeutung den Besuchern näher bringt.
Zahlreiche Multimediaangebote zur Stadtgeschichte vervollständigen heute die Ausstellungen zur Stadtentwicklung.
Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zum Diesenberg - einstiger Bewohner des heutigen Museums
Einer der bedeutendsten Domdechanten war nicht zuletzt Freiherr Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zum Diesenberg. Er ließ im 18. Jahrhundert diese Kurie am Domplatz errichten, in diesem, seinem ehemaligen Wohnhaus, ist heute das Städtische Museum untergebracht.
Sein privates Interesse galt den schönen Künsten, er war bekannt wegen seiner ritterlichen Tugenden, Humanität, Gastfreundlichkeit und Wohltätigkeit. Auch den Landschaftspark Spiegelsberge am Stadtrand ließ Spiegel 1863 anlegen, heute ist er als Erholungsgebiet und Besuchermagnet, nicht zuletzt durch das im dortigen Jagdschloss beheimatete Riesenweinfass, ein wunderschöner Ort zum Verweilen. Bereits Spiegel selbst hat diesen Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so ist es bis heute geblieben.
Das Haupthaus wurde 1782 fertig gestellt. Die schlossähnliche Anlage verfügt über einen Ehrenhof, der von zwei eingeschossigen, in der späteren Zeit veränderten Seitenflügeln gefasst ist.
Ob der Vorhof nur gesellschaftlichen und zeremoniellen Anlässen diente oder das Hauptgebäude aus dem Sonnenschatten des 40m hohen Giebels des Kirchenschiffes gerückt werden sollte, lässt sich nicht genau feststellen. Fest steht, dass das Hauptgebäude auf jeden Fall an der Schattengrenze des Langschiffes des Domes zur Zeit der Tag - und Nachtgleiche steht und somit ein halbes Jahr komplett der Sonne ausgesetzt ist und im Winter ab 13.00 Uhr Sonnenstrahlen erhaschen kann.
Es diente dem Domdechanten Spiegel zu Wohn - und Verwaltungszwecken. Hinter dem Haupthaus gab es Wirtschafts- und Stallgebäude, verbunden durch eine Auffahrt. Die Spiegelsche Kurie blieb nach dem Tod des Freiherrn Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zum Desenberg im Besitz der Familie, bis zum Lebensende des Enkels Werner Friedrich Julius Stephan von Spiegel. Danach erhielten der Landrat von Davier, und später dessen Neffe, diesen Besitz. Aus der Zeit von 1898 existiert im Museum noch ein Lageplan des Grundstücks, erstellt auf Grund geplanter Umbaumaßnahmen. 1813 diente das Gebäude eine Zeitlang als Sitz des Militärgouverneurs.
Im Jahre 1904 ging ein Gerücht um in Halberstadt. Es hieß, der Besitzer der Spiegelschen Kurie am Dom, der Landrat von Davier, trage sich mit dem Gedanken, das für Halberstadt so geschichtsträchtige Barockpalais zu Wohnungen umbauen zu lassen und zu veräußern. Auch der Halberstädter Magistrat erfuhr von den Plänen des damaligen Besitzers. Der Wunsch des Herrn von Davier war es aber, dass historisch gewachsene Grundstück und seine geschichtsträchtigen Gebäude möglichst als Einheit zu erhalten. Aus diesem Grunde favorisierte er einen Verkauf an die Stadt Halberstadt.
Der Magistrat unter Leitung des geschichtsinteressierten Oberbürgermeisters Dr. Oehler griff dieses Ansinnen auf und machte der Stadtverordnetenversammlung schon kurz darauf detaillierte Vorschläge für den Ankauf und die Nutzung der Kurie. Ein Schreiben des Magistrats an die Stadtverordneten vom 13. Mai 1904 gibt Auskunft: „Die v. Spiegelsche Kurie ‑ Domplatz 36 ‑ soll in nächster Zeit ausgeräumt und, da sie sich in ihrem jetzigen Zustand - ungeteilt - nur schwer vermieten lässt, im Innern umgebaut werden, sodass mehrere Wohnungen vermietet werden können. Mit Rücksicht hierauf sind wir, zugleich einer aus der Mitte der Stadtverordneten‑Versammlung gegebenen Anregung folgend, dem Gedanken nähergetreten, die Kurie für die Stadt anzukaufen. Soll dies überhaupt geschehen, so müsste es jetzt geschehen; denn wenn die Kurie erst im Innern ausgebaut wird, so werden möglicher Weise gerade Änderungen vorgenommen, welche für die Stadt nicht zweckmäßig sind und es wird der Wert und der Preis des Grundstücks durch die Kosten, welche der Besitzer in dasselbe jetzt verwendet, erhöht, der spätere Ankauf also nur erschwert.
Und auch eine mögliche Nutzung schwebte dem Magistrat bereits vor: „Die ansehnlichen Räume des Obergeschosses der Kurie und auch noch die Räume des Mansardengeschosses können zur Aufnahme von städtischen Sammlungen verwendet werden, sodass damit der Grund zu einem Städtischen Museum gelegt werden könnte.
Dem genannten Schreiben des Magistrats an die Stadtverordneten wurde ein ausführlicher Finanzplan für den Ankauf der Kurie beigefügt und gleichzeitig bemerkt ,dass zunächst das Untergeschoss der Kurie durch die Handelskammer und das Gartenhaus durch die Kaufmännische Berufsschule genutzt werden sollten.
Die Stadtverordnetenversammlung reagierte sofort und erklärte sich mit allen vom Magistrat betreffs des Ankaufs und der Nutzung der Kurie vorgeschlagenen Punkten einverstanden. So wechselte noch im Jahre 1904 die von Spiegelsche Kurie ihren Besitzer.
Schon im gleichen Jahr wird ein Museumsausschuss, bestehend aus drei Magistratsmitgliedern und acht Vertretern der Halberstädter Bürgerschaft gebildet, der zunächst die Aufgabe der Einrichtung des Museums übernimmt.
Am 18. November 1905 kann der Erste Bürgermeister der Stadt Halberstadt, Dr. Gerhardt, das Städtische Museum Halberstadt den Halberstädtern übergeben. Damit beginnt die nun bereits einhundert Jahre währende erfolgreiche Geschichte unseres Hauses.
Bereits im ersten Jahr seiner Existenz kann das Museum 14000 Besucher verzeichnen. Während das Museum zunächst nur durch den Museumsausschuss geleitet wird, stellt man schon bald darauf den Mittelschullehrer August Hemprich als nebenamtlichen Museumsleiter an. 1930 wird er der erste hauptamtliche Leiter der Einrichtung. Ab 1922 erhält das Museum auch die untere Etage zur Nutzung.
Durch den amerikanischen Bombenangriff unmittelbar vor Kriegsende wird auch das Museum durch in der Nähe gefallene Bomben schwer beschädigt. Wertvolle Sammlungsbestände werden vernichtet oder werden später ein Opfer der wechselnden Besatzer. Ausgelagerte Bestände, wie beispielsweise die umfangreiche Trachtensammlung, gehen durch die Kriegswirren ebenfalls verloren. Das Museum eröffnete schon 1946 wieder seine Türen für die Besucher. Als Stätte zur Erforschung und Bewahrung der Geschichte der Stadt hat es sich in den vergangenen einhundert Jahren profiliert. Veranstaltungen und Sonderausstellungen zu zahlreichen historischen und aktuellen Themen prägen das Bild der Einrichtung, die aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist.