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Vitrine im Foyer des Städtischen Museums wird neu bestückt
Schönheiten vergangener Architektur im Kreuzgang der Liebfrauenkirche
Bis 1905 wurden in einem Raum des Stadtbauamtes im Liebfrauenstift Architektururteile von abgebrochenen Häusern gesammelt.
Seit 1905, dem Gründungsjahr des Städtischen Museums, gehört auch die Fachwerkarchitekturausstellung im Kreuzgang der Liebfrauenkirche als Nebenobjekt dem Museum an. Anhand einer Vielzahl originaler Sachzeugen kann sich der Besucher über die Entwicklung des niedersächsischen Fachwerkstils in Halberstadt, vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des ersten Drittels des 17. Jahrhunderts informieren.
In seinen Anfängen geht der Fachwerkbau weit in die ur- und frühgeschichtliche Zeit zurück. die älteste mittelalterliche Form der Fachwerkkonstruktion ist der Ständerbau, der für das 13.-15. Jahrhundert nachgewiesen werden kann. In der Spätgotik setzte sich dann ein neues Prinzip, die Vorkragung der Geschosse, durch.
Die Ausstellung zeigt anhand von Fotos und Architekturteilen Beispiele nicht mehr vorhandener Bausubstanz. Diese historisch wertvollen Häuser sind leider auf Grund von Kriegseinwirkungen, Brandkatastrophen (Schuhhof) und durch den Flächenabriss der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts aus dem Stadtbild verschwunden.
Eine reichhaltige Auswahl originaler Architekturteile, von der einfachen und schmucklosen Konsole um 1400, über die in Halberstadt ehemals häufig anzutreffenden figürlichen Knaufkonsolen, die Schiffskehlen und Fächerrosetten, über reich verzierte Saumschwellen und Balkenköpfe bis hin zu den mit prachtvollen Wappendarstellungen versehenen Brüstungsplatten des ehemaligen Schuhhofes, vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt und ursprünglichen Schönheit der Fachwerkbauten des alten Halberstadt. Ergänzt wird die Exposition durch eine Reihe von Grabsteinen, Sarkophagen und Epitaphien jener Zeit. Die meisten Grabsteine gehören zu Bestattungen im Kreuzgang und dem Innenhof.
Interessante Portale, oder Teile derselben, wie der um 1700 datierte Portalstein des ehemaligen Heiligegeisthospitals (Ruine an der heutigen Gerhart-Hauptmann-Str.) oder das ebenfalls dem Anfang des 18. Jahrhunderts entstammende Portal (mit originaler Tür) des Ursulinerinnenklosters (seit 1905 Halberstädter Gewerkschaftshaus, 1945 zerstört) oder Teile der schmiedeeisernen Gitter (um 1600) vom alten Rathaus, runden die Ausstellung ab.
Die Liebfrauenkirche
Die Liebfrauenkirche, 1005 als Augustiner-Kollegialstift durch Bischof Arnulf gegründet und errichtet, grenzt die Domburg im Westen ab. Vom Gründungsbau konnte bisher nur die Krypta eindeutig nachgewiesen werden. Der zweite, wesentlich größere Kirchenbau, die heutige viertürmige Basilika, ist zwischen 1089 und 1200 in ihrer heutigen Gestalt errichtet worden. Um 1220 wurden die weltberühmten Chorschranken und der nicht mehr existierende Lettner angefertigt.
Die Erbauung des heutigen, gotischen Kreuzganges und der Klausurgebäude im 13./14. Jh. erfolgte im Zusammenhang mit der Modernisierung der gesamten Stiftsanlage. 1341 gründete sich eine ständige Baukommission, 1366 wurde der Kreuzgang erstmals in den Akten erwähnt.
Nach Auflösung des Liebfrauenstiftes 1810 standen die Gebäude leer, bis im benachbarten Petershof, dem ehemaligen Bischofspalast, das königliche Kreisgericht Einzug hielt.
Von 1840-1848 konnte die baufällige Kirche saniert werden. Zeitgleich erfolgten zahlreiche Um- und Einbauten, welche die Gebäude teilweise bis zur Unkenntlichkeit veränderten.
Die letzten durchgreifenden Umbauten fanden in den Jahren 1998 bis 2003 statt. Heute nutzt die Stadtverwaltung fast den gesamten Klausurbereich sowie den daneben liegenden Petershof als zentralen Verwaltungssitz.