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Abendvortrag vom Museum für Vogelkunde Heineanum
Ecuador – Landschaften, Lebensräume und Vögel
Das Städtische Museum beteiligt sich mit am 8. April, ab 14 Uhr: 80 Gedenktag der Zerstörung Halberstadts im Zweiten Weltkrieg mit zwei Veranstaltungen

Von der Zerstörung zu einer lebenswerten Stadt im neuen Jahrtausend
Vor dem Zweiten Weltkrieg zählte Halberstadt zu den schönsten Fachwerkstädten Norddeutschlands. Der 8. April 1945 änderte alles. In nur 24 Minuten warfen angloamerikanische Bomber 504 Tonnen Sprengbomben, 50 Tonnen Brandbomben sowie eine Menge von Phosphorkanister auf die Stadt. Halberstadt verwandelte sich in einen Vorhof der Hölle.
Nach Kriegsende hatte die Stadt nahezu ein Fünftel seiner Bevölkerung verloren und war eine einzige Trümmerwüste.
Mit enormem Überlebenswillen kämpften die Halberstädter bereits schon zu dieser Zeit um ihre Stadt. So präsentierten sie 1948 die Ausstellung „Halberstadt ruft“. Sie war eine Aufforderung zur Hilfe an die gesamte Region, vor allem an die nicht zerstörten Städte und Gemeinden. Die Präsentation demonstrierte den Lebenswillen Halberstadts und seiner Einwohner. Doch auch am Beginn der 1950er Jahre bot Halberstadt, besonders im Stadtzentrum, immer noch ein Bild der Zerstörung.
Das Nationale Aufbauwerk der DDR, eine in den 1050-iger Jahren gestartete „Masseninitiative“ zur freiwilligen, gemeinnützigen und unentgeltlichen Arbeit, sollte die Baubereitschaft der Bevölkerung voranbringen. So wurden einige bedeutende historische Gebäude wiedererrichtet, u. a. die Dompropstei oder das Jagdschloss in den Spiegelsbergen. Bis 1960 konnten unter der Leitung des Architekten Walter Bolze (1913-2001) die schwer zerstörten Kirchen, so der Dom, die Liebfrauenkirche und Martinikirche gerettet werden. Die beiden folgenden Jahrzehnte waren geprägt durch Neubebauungen entsprechend der geforderten sozialistischen Entwicklung von Städtebau und Architektur in der DDR. Es dominierten Neubauten in Großblockbauweise.
Die Altstadt, vom Bombenangriff am 8. April 1945 weitestgehend verschont, erhielt schon in den 1960er Jahren von staatlicher Seite die Einstufung einer “historisch nicht wertvollen Fachwerksubstanz”. Im Generalbebauungsplan von 1989 war der gesamte Westteil der Altstadt für umfangreiche Abbruchmaßnahmen vorgesehen.
Der Krieg, Mangelwirtschaft und fehlende Arbeitskräfte zum Wiederaufbau hinterließen in der Stadtmitte eine ca. 6 Hektar große Freifläche. Bis zur Wende blieb das Zentrum unbebaut. Diese Situation bildete eine einmalige Chance. Am 3. September 1998, erhielt Halberstadt ein neues Zentrum.
Die Altstadt stellte sich zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung als einziger Trümmerhaufen dar. Mit der Deklarierung Halberstadts zur Modellstadt für Stadtsanierung in Sachsen-Anhalt eröffnete sich die Möglichkeit zur Rettung. Den Auftakt bildete am 31. Januar 1991 die Einweihung der wiedererrichteten Peterstreppe.
Auch die Gruppe „Reko statt Abriss e.V.“ setzte sich für die Rekonstruktion der Altstadt ein.
Heute erstrahlt die Stadt in neuem Glanz. Domplatz und Altstadt bieten ein wunderbares Ensemble historischer Bebauung, das Zentrum lädt zum Bummeln und Verweilen ein und noch im kommenden Jahr wird auch der Breite Weg wieder zu dem, was er einst war, eine belebte Straße, die in Einheit mit Holz- und Fischmarkt das Stadtzentrum bildet.
Zwei Veranstaltungen sollen im Städtischen Museum am 8. April an die Zerstörung erinnern und auch den Wiederaufbau dokumentieren. Um 14 Uhr werden die Mitarbeiter des Museums aus dem Buch „Dem Gleich fehlt die Trauer“ Zeitzeugen noch einmal zu Wort kommen lassen.
Nach der Zeitzeugenlesung mit Bildpräsentation der zerstörten Stadt zeigt das Museum um 15.30 Uhr bei Kaffee und Gebäck den Film „Halberstadt erwacht zu neuem Leben. Zwischen Apokalypse und Euphorie“. Beide Veranstaltungen finden im Foyer des Städtischen Museums, Domplatz 36 statt. Der Eintritt ist frei.
- Plakat zur Ausstellung „Halberstadt ruft“, 1948 ©Sammlung Städtisches Museum Halberstadt
- Fischmarkt mit Büttnerruine ©Foto: Jo Lux, Sammlung Städtisches Museum Halberstadt
- Cover der Bildpräsentation „Zwischen Apokalypse und Euphorie“ ©Sammlung Städtisches Museum Halberstadt
- Seidenbeutel, 1988 ©Foto: Jo Lux, Sammlung Städtisches Museum Halberstadt
- Grauer Hof, 2004 ©Sammlung Städtisches Museum Halberstadt