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Vom WM-Knaller zu Pauken und Trompeten
Vitrine im Foyer des Städtischen Museums wird neu bestückt
35 Jahre Öffnung der deutsch-deutschen Grenze
Kuratorenführung durch aktuelle Sonderausstellung im Städtischen Museum
Am Abend des 9. November 1989 teilte Günther Schabowski als Sprecher des SED-Zentralkomitees in einer Pressekonferenz zu Reformvorhaben der SED und des DDR-Politbüros den erstaunten Journalisten fälschlicherweise mit, dass „ab sofort“ Westreisen für jedermann möglich sind. Viele DDR-Bürger sehen die Mitteilung im Fernsehen. Die Regelung war ursprünglich als Richtlinie für die ständige Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland – ohne Recht auf Rückkehr – gedacht. Sie sollte den anhaltenden Ausreisestrom über die Tschechoslowakei stoppen. Kurz darauf versammeln sich an zahlreichen Grenzübergängen, insbesondere in Berlin, tausende DDR-Bürger, die entsprechenden Durchlass ins westdeutsche Gebiet verlangen. Die Situation spitzt sich zu. Die diensthabenden Grenzsoldaten haben bisher keinen Befehl zur Öffnung der Grenze erhalten. Die Menge vor dem Grenzübergang ruft: „Tor auf! Tor auf!“ Es spielen sich tumultartige Szenen ab. Um Mittenacht beschließen einige Grenzkommandanten, die Tore einfach zu öffnen, ohne jedwede Kontrolle oder Abfertigung. Die Berliner Mauer wird erklommen und es wird ausgelassen gefeiert. Der Herbst 1989 und besonders der Mauerfall mit dem 9. November markierten den Moment des Umbruchs, der alle Bereiche in Alltag und Gesellschaft im ehemaligen DDR-Territorium erfasste und veränderte.
Mit der Entwicklung aller Lebensbereiche in der DDR in den 1980er Jahren und mit der Wendezeit beschäftigt sich die aktuelle Sonderausstellung „Das war dann mal weg… 35 Jahre politische Wende in Halberstadt“ des Städtischen Museums am Domplatz 36. Mit der Sonderausstellung soll an die Zeit des Umbruchs erinnert und die 80er-Jahre in Halberstadt beleuchtet werden. Dabei stehen Themen wie Freizeitgestaltung, Betriebe, Parteien, Schulalltag und Konsum im Mittelpunkt.
Die dazu präsentierten alltäglichen Dinge, die es nicht mehr so gibt oder die ins Vergessen gerieten, sollen beim Betrachten das DDR-Leben nachfühlen lassen, ohne der „(N)Ostalgie“ zu verfallen.
Auch die letzte Staatsfeier „40 Jahre DDR“ und das darin integrierte große Halberstadt-Fest „1000-Jahrfeier Markt-, Münz- und Zollrecht“ werden näher betrachtet. Ihnen werden die parallel stattfindenden Geschehnisse rund um „Die Gebete für das Land“, friedliche Demonstrationen und das Wirken des Neuen Forums in Halberstadt gegenübergestellt.
Die Geschichte der Städtepartnerschaft zwischen Wolfsburg und Halberstadt, die ebenso im Herbst 1989 begann, sowie deren freundschaftliche Ausgestaltung in den letzten 35 Jahren werden in der Sonderausstellung gezeigt.
In der Kuratorenführung am Sonnabend, dem 9. November 2024, um 14:00 Uhr werden das DDR-Leben und die Umbruchszeit in Halberstadt mit allen ihren widersprüchlichen Facetten beleuchtet.
Der Eintritt beträgt 3 € pro Person, zzgl. Museumseintritt.
Fotos: Städtisches Museum Halberstadt
01: „Gebet für das Land“ – Johann-Peter Hinz spricht in der Martinikirche Halberstadt, Oktober 1989
02: Öffnung der Grenzanlagen auf dem Brocken am 3. Dezember 1989
03: Demonstrationszug durch Halberstadt, Herbst 1989